
Geständnis:Wer ich bin und warum ich mein Leseleben mit euch teilen möchte

Hallo ich bin Sarah und möchte mich heute outen. Ich bin Leseabhängig. Buchsüchtig. Geschichtenfetischistin. Ich habe zwei Existenzen.
Die eine kotzt morgens wenn der Wecker klingelt, putzt sich, zieht sich ein Kleid an und fährt auf Arbeit. Dort ist sie höflich und neugierig und schreibt über das Leben der Region. Abends fährt sie nach Hause, trifft sich mit Freunden, hat ein Liebes- und Familienleben, backt frenetisch, trinkt Bier wie ein Maurer und Wein wie Goethe, testet veganes Essen und futtert dann doch Bratwurst. Diese Sarah konsumiert und beurteilt Kultur und wildert karlakolumnaesk durch die Welt.
Und dann gibt es da noch die andere Sarah. Die will nicht reden, sondern lesen. Immer. Alles. Am liebsten rollt sie sich gemeinsam mit ihren Katzenkameraden vor der Heizung und auf dem Sofa zusammen, schmökert, trinkt kannenweise Tee und verzehrt ihr Lebendgewicht in Keksen und Kuchen. Diese Sarah hat immer mindestens ein Buch in der Handtasche, läuft schief, weil es meist nicht bei einem bleibt und rührt ebendieses Buch meist erst abends beim Auspacken an, da man ja tagsüber nicht zum Lesen kommt.
Aber könnte ja sein.
Diese Sarah starrt anderen Lesern in der Öffentlichkeit ungeniert auf die blanken Buchrücken, bezaubert ihre Mitmenschen inflationär und ungefragt mit Buchtipps und kategorisiert ihre Mitmenschen strikt nach Lesegewohnheiten. Sie nerdet durch die Botanik, weil sie aktuelle Buchprogramme aus Stegreif aufsagen kann, sich über Buchgutscheine zum Geburtstag mehr freut, als über alles Gutgemeinte und mit Akribie Ausgesuchte dieser Welt. Sie verzieht sich, wenn die Welt nervt, nach Zamonien, kennt Kishons Familie wie ihre Eigene, eschauffiert sich über die Lage der Frauen bei Irmtraud Morgner, sucht den Simurg, liest Romane wie andere Sport treiben und frisst sich vor dem Urlaub durch die Literatur des jeweiligen Landes.
Die beiden Sarahs versuchen sich im Alltag so gut es geht aus dem Weg zu gehen, oft treffen sie sich aber dennoch auf der Straße und nicken sich kurz zu. Manchmal reichen sich die beiden aber auch die Hand. Im Studium der Germanistik beispielsweise. Oder an manchen Mittwochenabenden, wenn ich das Kulturmagazin Calle moderiere und Bücher bespreche, wenn ich Rezensionen schreibe oder einmal im Jahr in der Jury des Literaturwettbewerbs „poetbewegt“ sitze. Und eben nun, wie ich hoffe, in diesem Blog.
Hier möchte ich meine Lesesachen sammeln. Ich werde euch meine Buchkäufe beichten (und damit meine ich, dass ich mit meiner neuesten Beute prahle). Werde von meiner aktuellen Lektüre schwärmen oder schimpfen. Den Nackenbeißer und den Fantasyschinken will ich ebenso wenig verheimlichen, wie den schwer verdaulichen und vielschichtigen Hochkaräter oder Sachbücher nach denen ich dann noch wochenlang mein Umfeld mit Klugscheißerei nerve. Vor allem aber, soll der Blog mein ausgelagertes Gedächtnis sein. Denn bei den vielen Eindrücken, Geschichten, Menschen, Serien, Zeitungsartikeln, Internettexten und eben Büchern, die den ganzen Tag über auf mich einprasseln, fällt es mir oft schwer, mich an Details zu erinnern. Die Geschichten laufen ineinander und so kann ich den Moment, das Buch festhalten und verewigen. Und wer weiß, vielleicht könnt ihr euch ja noch den ein oder anderen Buchtipp aufschnappen und habt dann auch mal einen für mich.
Liebe Sarah, ich habe nun auch den Weg zu deinem Blog gefunden. Ich finde das toll und wünsche dir viel Erfolg damit. André und ich werden regelmäßig kommen und lesen.